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AutorenbildAndrea Jumpertz

Was Hunde mit Glaubenssätzen zu tun haben - nichts!

Aktualisiert: 23. Mai

Die Geschichte im Hundetraining zeigt, dass der Wandel vom druckbasierten reinem Gehorsamstraining in ein gewaltfreies Miteinander langsam vollzogen wird. Aber wie immer tun sich Menschen schwer verinnerlichte Glaubenssätze loszulassen.

Schauen wir uns einen sehr bekannten Hunde Glaubenssatz an:

'Der Hund ist dominant und versucht die Alpha Position zu erreichen.' Das dies längst widerlegt ist, wissen nun auch die meisten Hundehalter. Aber das hat über 20 Jahre lang gedauert. Günter Bloch hat damals seine eigene erste Theorie hierzu widerlegt. Er stand offen dazu, dass er sich hier geirrt hat. Das hat schon wahre Größe und manch Hundemeinungsschwurbler sollte sich hier mal eine Scheibe abschneiden. Aber das ist ein anderes Thema.

Ja aber was nun, wenn einige Wissenschaftler widerlegt haben, dass Hunde Menschen gegenüber nach Dominanz streben, wie rechtfertigen wir denn nun aversives Training mit Korrekturen und Einschränkungen ohne Rücksicht auf Bedürfnisse des Hundes.

Es ist erschreckend, denn bis heute sieht man Hundetrainer, die proklamieren, dass Hunde nicht das machen dürfen, was sie wollen, denn sonst würden sie das ja immer tun. Dann wird propagiert, dass man die Führung übernehmen solle, denn Hunde lassen sich gerne führen und geben gerne Verantwortung ab.

Wie würde sich denn ein so behandelter Mensch fühlen, der nicht mehr machen kann, was er will und dem ständig gesagt würde und zwar nur durch Strafe was er zu lassen habe?

Glaubt man da wirklich, nur weil Hunde nicht reden können, dass das Hunden gut tut? Diese so behandelten Hunde reden aber tatsächlich, wenn man sie zu lesen weiß. Sie reagieren genau so, wie ein so missbrauchter Mensch dies tun würde. Sie fangen an stressbedingtes Verhalten zu zeigen oder verfallen in eine Art Handlungsohnmacht. Menschen fangen an Nägel zu kauen, Hunde fangen an in die Leine zu beißen. Die Ursache ist Stress aufgrund nicht erfüllter Bedürfnisse, die aus unserem Innersten heraus kommen. Wenn der Hund dann in die Leine beißt, dann wird wieder drauf korrigiert und der Hund weiter eingeschränkt. Schlussendlich kommt es zur Resignation und Handlungsohnmacht. Der geneigte nicht Hundekenner deutet dies dann als Erfolg. Denn der Hund macht nun rein gar nichts mehr und ist scheinbar gehorsam.


Janne beißt gerne in Dinge, um sich zu beruhigen:



Das Märchen von Führung übernehmen ist der neue Glaubenssatz nach der Dominanztheorie und hört sich ja so schön liebevoll an.

Führung von Hunden und Menschen findet jedoch von ganz anderer Seite statt. Ein wohlwollend führender Mensch kennt die Bedürfnisse des zu Führenden. Solch ein Mensch hat nicht das Ziel zu führen sondern die Bedürfniserfüllung und das Wohlbefinden seiner mit ihm lebenden Sozialpartner im Sinn. Die Konsequenz aus diesem Verhalten führt dazu, dass Sozialpartner in seiner Gemeinschaft ihm gerne vertrauensvoll folgen. Sie folgen diesem Mensch sogar im Vertrauen durch für sie schlechte Zeiten.

Ein guter Hundehalter kennt die Bedürfnisse seines Hundes, die sich in seinem Verhalten spiegeln. Dieses Miteinander führt dazu, dass Hunde Vertrauen haben und auch einmal Dinge tun, die gerade nicht dem typischen Hundeverhalten entsprechen.

Für diese Art von partnerschaftlichem Miteinander braucht es weder aversive Maßnahmen noch übermäßige Dressur.

Zum Beispiel: ein Training von Impulskontrolle in gestellten Situationen ist dann nicht mehr nötig. Der Hund, der gesehen wird in seinen Bedürfnissen, kann vertrauensvoll warten auf ein kleinstes höfliches Signal seines Halters zur Freigabe. Ein verständnisvoller Halter weiß aber auch, wann er Impulskontrolle von seinem Hund erwarten kann und wann nicht.

Auch hier wird wieder auf den Mensch verwiesen. Niemand folgt einem Partner, der ständig erwartet, dass man stillhalte, wenn es so richtig schwer fällt. Da wird es irgendwann zu Frust kommen und man reagiert wütend auf den Partner, der so unsägliches von einem verlangt.

Frust ist eine emotionale Reaktion, die uns Lernen ermöglicht und uns aus verzweifelten Situationen heraushilft.


Der nächste Glaubenssatz: Der Hund muss Frust tolerieren lernen. Was soll uns dann dieses unsägliche Wort Frustrationstoleranz sagen? Ein Hund, der gefrustet ist, ist an seiner emotionalen Grenze. Mehrere innere Bedürfnisse (abhängig von Genetik, Erfahrung und emotionalem Zustand) wurden nicht befriedigt (zum Beispiel Gesundheit, Schlaf, Hunger, Ruhe, Sicherheit). In diesem körperlichen Zustand ist der Hund nicht mehr in der Lage irgendetwas zu lernen. Ich möchte mich nicht wiederholen, aber Menschen geht es nicht anders. Jedoch sind wir Menschen in der Lage eine gewisse Zeit lang oder in gewissen Situationen Frust verstandesgemäß auszuhalten. Aber immer wieder und auf Dauer packen wir das auch nicht.

Bei Hunden ist es so, dass tatsächlich der Mensch diesen meist in frustrierende Situationen bringt. Allein die Einschränkung durch die Leine, das versehentlich öffnen der Futtertür, das versehentliche Nehmen der Leine, Worte die nicht immer das gleiche bedeuten. All dies erzeugt Frust beim Hund. Diesen kann er aber gut aushalten, weil er es gelernt hat.

Aber es gibt auch beim Hund Situationen, in denen er Frust einfach nicht aushalten kann. Dann kann man es ihm gerade in dieser Situation auch nicht beibringen und da setze ich einen großen dicken Punkt dahinter.


Ein Hund und ein Mensch können nur unter dieser Frustgrenze erfolgreich lernen. Also an dem Punkt an dem er nicht frustriert ist. Es ist verantwortungslos und gewalttätig einen Hund in eine Situation zu bringen in der er stark frustriert ist und ihn dann in ein Kommando zu geben oder auch noch einfach fest zu halten. Da haben wir sie wieder die Handlungsohnmacht in die ein Hund verfällt, wenn er in seinem Frust und seiner Wut Aggression und körperliche Einschränkung erfährt. Alternativ wäre hier angebracht den Frust des Hundes zu erkennen und ihn aus dieser Situation verständnisvoll und ruhig heraus zu führen. Dann kann man daran arbeiten oder in Zukunft solche Situationen vermeiden.


Wenn Vermeidung nicht möglich ist, kommt Management in Betrachtung. Man schafft die Situation so angenehm wie möglich für den Hund. Das geschieht zum Beispiel Tag für Tag beim Tierarzt indem der Halter dem Hund Leckerchen anbietet.


Tag für Tag erlebe ich Hunde, die mit dem da muss er durch oder das kann er lernen Prinzip gehalten werden. Es wird überhaupt nicht in Betracht gezogen, dass dem Hund Alternativen geboten werden oder Fähigkeiten aus Situationen herauszukommen unterstützt werden.


Noch einmal: es geht im Hundetraining nicht um Glaubenssätze sondern um das Wesen Hund. Dieser sollte so gesehen werden wie er ist und zwar durch die wissenschaftliche und empathische Brille. Da gilt es zunächst die Bedürfnisse zu erfüllen und dann erst zum Training zu wechseln (rotes Feld):





Um das Thema Frustrationstoleranz noch einmal aufzugreifen aus wissenschaftlicher Sicht (Genetik): es gibt Jagdhunderassen, denen fällt es sehr schwer Frust zu tolerieren. Das hat genetische Gründe. Denn wenn der Jäger einen Vogel vom Himmel schießt und dieser ins sehr dichte unzugängliche Gebüsch fällt, dann führt der Frust des Hundes dazu, dass er mutig in dieses Gebüsch geht und den Vogel holt. Da hat der Mensch eben eine geringe Frustrationstoleranz als gewünscht selektiert. Solch einen Hund in die Ruhe zu bringen oder zu bestrafen ist extra ignorant gegenüber wissenschaftlichen Fakten.

Ja aber auch hier kann man bedürfnisorientiert arbeiten. Tatsächlich geschieht dies durch gemeinsames Jagen, das für jeden Halter praktizierbar ist.

Auch ein Hund, der viel vom Boden frisst, wird nicht durch Strafe und ständiges Bedrängen davon abgehalten. Die Methode, dass er nie etwas vom Boden fressen darf, selbst eigene ausgelegte Leckerchen ist auch nicht bedürfnisorientiert. Somit wird ein Hund, der nie etwas vom Boden fressen darf, sich eine andere Obsession aneignen. Pfotenknabbern ist da zum Beispiel eine Variante. Wir Menschen neigen auch aus nicht erfüllten Bedürfnissen daran an unseren Fingernägeln zu kauen. Wenn sich das verselbstständigt, kann es im Umkehrschluss eher schaden. Kurzfristig und nur manchmal tut es gut und ist nicht schädlich. Zurück zum Hund. Ein Labrador, der zum Beispiel meist genetisch bedingt verfressen ist, wird zum Problemfall, wenn man dieses Bedürfnis ständig unterbindet. Daher sollte man dies ab und zu befriedigen. Oh ja man kann mal hier und da etwas leckeres auslegen und gezielt mit Hund suchen und finden. Wie glücklich wird der Hund sein, wenn ihr ihm sein dringenstes Bedürfnis erfüllt. Wie gerne wird er euch folgen. Wie froh wird er sein, wenn er auf dem Weg ist Vogelkacke zu fressen und ihr ihm plötzlich ein Würstchen in der Wiese zeigt. Wie gerne wird er sich dann später in Angesicht etwas nicht so verdaulichen Zeugs von euch unterbrechen lassen. Da ist es auch nicht schlimm, wenn ihr gerade mal nichts besseres habt für den Hund.

Und wenn er es bereits in der Schnute hat, wird er es euch geben, wenn er weiß, dass der Spaß nicht immer vorbei ist, wenn er etwas abgenommen kriegt.


Und schwupps sind wir beim nächsten Glaubenssatz: 'Einem Hund muss man alles abnehmen können.' Wie geht es denn einem Menschen, dem immer alles abgenommen wird. Wenn in mein Haus einmal eingebrochen wurde, dann sichere ich dieses Haus durch eine Alarmanlage und werde vorsichtig. Wenn ich irgendwo lebe, wo noch nie eingebrochen wurde und alle sogar die Türen nicht abschließen, wenn sie weg sind, dann vertraue ich auch darauf.

Menschen und Hunde verteidigen Ressourcen sobald diese ihnen sehr wichtig sind und wenn diese in Gefahr sind. Also nehmt Hunden nichts weg, was ihnen wichtig ist und bringt euch in Gefahr, dass eure Hunde anfangen diese Dinge mit allem was sie haben verteidigen müssen. Wenn nötig, kann man tauschen trainieren. Aber auch hier kommen wir wieder auf ein bedürfnisorientiertes Miteinander zurück. Wenn wir normalerweise unseren Hunden nichts wichtiges wegnehmen, akzeptieren Hunde dies auch, wenn es mal vorkommt.

Hier gilt es aber immer die Körpersprache der Hunde zu beachten. Zeigen sie auch so deutlich, dass sie es behalten wollen, dann ist ablenken oder tauschen nötig.

In diesem Video seht ihr wie entspannte Hunde mit Ressourcen umgehen ;-):





Kommen wir nun zu einem weiteren Glaubenssatz wie: 'Hunde machen das auch so. Hunde korrigieren untereinander und blockieren körpersprachlich.'

Zunächst einmal zur Aggression unter Hunden. Die meiste Aggression, die Hunden Menschen gegenüber zeigen ist Wut, die aus Frust entsteht oder Angst die Frust produziert, weil man hilflos ist. Frust entsteht bei Mensch und Hund aus nicht erfüllten Bedürfnissen. Frust ist eine Emotion, die Wut, Trauer und Hilflosigkeit in sich vereint. In diesem Emotionsfeuerwerk kann man nicht lernen. Auch Hunde können das nicht. Zu verstehen, dass ein Partner gerade gefrustet ist gehört zum wohlwollenden Führen von Hunden und Menschen. Kinder wenden sich nur gegen ihre Eltern und sind oft frustriert, weil Eltern die dahinter liegenden Bedürfnisse nicht kennen oder diese ignorieren. Ein Kind, dass sich schreiend im Supermarkt auf den Boden wirft oder seine Mutter beißt, bekommt fast nie eine verständnisvolle Zuwendung. Den Frust, den man da sieht ist nur die Spitze des Eisberges.

Genau so geht es mit Hunden. Viele kleine Dinge, die nicht dafür sorgen, dass Hunde artgerecht behandelt werden, führen zu einer Explosion. Wobei es zusätzlich eine genetische Komponente hat. Denn alle Hunderassen, die schnell frustriert sind aus rein züchterischer Selektion, zeigen Frust wesentlich häufiger. Ein Arbeitshund, der bei Frust aufgibt war nicht erwünscht. Da heißt das dann heutzutage, dass manche Rassen Jagdhunde, Hütehunde und Terrier zum Beispiel härtere Methoden brauchen, da sie aggressiver reagieren. Die meisten dieser Hunde sind frustriert und reagieren wütend. Und warum? Ja weil ihre Menschen nicht artgerecht mit ihnen umgehen und sie in keiner artgerechten Umgebung leben.


Aggressivem Verhalten bei Hunden in unserer Welt liegt meist Angst, Frust und Verzweiflung zugrunde. Hunde untereinander vermeiden eher Aggressionen. Und damit meine ich Hunde, die in einer natürlichen Umgebung lernen in denen sie freie Entscheidungen treffen können. Das geht zum Beispiel frei lebenden Hunden in Thailand so. Da gibt es nur Zoff bei Futterknappheit oder bei Konkurrenz von Rüden um eine läufige Hündin.

Auch die Aggression, die eine Mutterhündin ihren Welpen entgegen bringt, zeigen nur schlecht sozialisierte Hündinnen oder Hündinnen, die mit zum Beispiel bei einem Rinderohr keine Möglichkeit haben sich zurück zu ziehen. Wenn meine sieben Welpen Rinderohren bekommen haben, dann lagen da genug herum, so dass niemand sich streiten musste. Und Janne die Mutter der Welpen hat sich nie eines genommen, um ihre Macht oder Aggression zu zeigen. Natürlich müsste sie dies tun, wenn sie Hunger hat und keinen guten emotionalen Grundzustand hätte und nicht in der Lage wäre mit einem Rinderohr wegzurennen, sich aggressiv gegen ihre Welpen wenden. Aber das sind ein wenig viel Missstände, die da gewesen sein müssten. Tatsächlich passiert dies aber genau bei so genannten Züchtern und dann wird das als normal mütterliches Verhalten gezeigt.


Hunde müssen Möglichkeiten haben Bedürfnisse auszuleben. Hier bedarf es keiner Glaubenssätze. Es ist äußerst wichtig immer alles zu hinterfragen, was man so hört und liest. Die meisten Menschen haben eigentlich noch ein gut funktionierendes Bauchgefühl. Aber bei so viel Meinung von Menschen, die ihr eigenes Ego durch Verbreitung von Glaubenssätzen erhalten, kann man schon einmal dem ein oder anderen Glaubenssatz verfallen ohne nachzudenken. Dann unterstützt man aber lediglich das Ego des Verbreitenden und hilft nicht dem eigenen Hund. Dessen sollte man sich bewusst sein.


Noch ein Beispiel wie Hundeschule wirklich bedürfnisbefriedigend sein kann: unser freies Hundespiel zum Beispiel findet auf einem riesigen Gelände statt. Warum? Weil Hunde hier die Möglichkeit haben andere Dinge zu tun außer mit anderen Hunden zu spielen. Sie sollen hier die Wahl haben. Auch wenn Mensch das nicht immer so sieht. 'Geh spielen, heißt es dann. Dafür sind wir hier.' Wenn der Hund aber stattdessen in seiner Wahl schnüffeln zu gehen unterstützt wird. Das heißt der Mensch geht mit spazieren, dann hat man in dieser Spielstunde viel erreicht und gesehen. Dann muss der Hund nächstes Mal nicht in die Spielstunde, sondern man macht mit Hund vielleicht Nasenarbeit. Die Spielstunde war dann nicht umsonst, sondern hat die wahren Bedürfnisse des Hundes gezeigt. Das ist doch nicht schlimm. Es geht nicht um uns in der Hundeschule sondern um den Hund.





Bei Welpenspielgruppen lassen wir auch oft Spielzeug rumliegen. Da ist auch ein Ausweichen auf andere Aktion durch den Welpen weg vom Spielpartner Hund möglich. Welpen fahren sich schon einmal gegenseitig hoch und spielen nicht wirklich sozial. Die Gründe sind vielseitig. Aber vor allen Dingen handelt es sich auch wieder hier um nicht erfüllte Bedürfnisse. Allein das Grundbedürfnis Hunger macht Hunde und man höre und staune auch Menschen nicht immer sozial kompatibel. 'Wir haben den Hund extra nicht gefüttert' damit er prima lernt führt also zum gegenteiligen Effekt.


Alleine die Missachtung von Grundbedürfnissen wie Hunger und auf die Toilette müssen und Gesundheit führen bei Hunden zu sozialem Fehlverhalten untereinander.

Daher ist es wichtig auf Ernährung bei Hunden zu achten und Zeichen von Hunger, der unter einem bestimmten Futter oft auftritt, zu erkennen. Es ist wichtig den eigenen Hund uns sein Verhalten im Zeigen von Grundbedürfnissen lesen zu können. Meine Hündin Janne zum Beispiel produziert auf der Stelle sehr viel Urin in ihren Nieren, wenn sie gestresst ist. Das letzte Ultraschall von ihr führte zu Begeisterungsstürmen seitens der Tierärztin, weil man es ja so selten live sehe, wie die Nieren Urin produzieren. Daher weiß ich aber, wenn sie zum Beispiel bei Tierarzt war oder Stress in geschlossenen Räumen hatte, muss sie irgendwann dringend pieseln. Ich kenne dieses spezielle Bedürfnis. Daher führt ein an der Tür stehen und Blick zu mir in diesen Situationen zu umgehenden Rausgehen mit ihr. Es ist auch schon passiert, dass ich an der Theke beim Tierarzt bezahlen musste und Janne dann erst mal auf den Boden gepieselt hat. Sie ist stubenrein und wenn so etwas passiert strafe ich sie nicht oder ignoriere das. Sie pinkelt auch nicht aus Protest, weil es doof beim Tierarzt war. Da sind sie wieder die Glaubenssätze. Ich habe den Ultra(schall)Beweis dafür, dass die nichts dafür kann. So ist jeder Hund und Mensch individuell und man muss sich langsam miteinander einleben.


Auch der unfaire Glaubenssatz: 'der Hund ist in der Pubertät, und testet Grenzen,' verliert seinen Wert bei einem partnerschaftlichen Ansatz. Denn wenn man seinem Welpen verständnisvoll, partnerschaftlich und bedürfnisorientiert entgegentritt, dann passiert Pubertät nicht so wie bei Menschenkindern. Tatsächlich hilft bei Menschenkindern Akzeptanz und eine gute Basisbeziehung die Pubertät als lediglich eine körperliche Veränderung zu sehen. Wenn das Pubermenschenkind dann aber auch viel Widerworte gibt, so liegt es daran, dass eine natürliche Abnabelung in die Selbstständigkeit stattfindet. Dies gilt es zu akzeptieren und langsam das Menschenkind loszulassen.

Diese Art der Abnabelung ist im Miteinander mit Hunden nicht gewollt und daher ist das Vermenschlichen. Hunde diskutieren nicht mit uns oder haben keinen Respekt, wenn sie etwas nicht tun, was wir wollen. Es sind schlicht unsere Erwartungen und Forderungen an Hunde und unsere Menschenbrille, die uns den natürlichen Blick auf den Hund verwehren. Die Glaubenssätze tun ihren Rest dazu. Im Gegenteil, wenn Hunde etwas nicht tun können, müssen wir dafür sorgen, dass wir unsere Erwartungen oder die Umstände in dieser Situation zu ändern.


Hier ein Video von mir mit meinen Hunden. Sie waren eh schon aufgeregt, dann lief ihnen eine Katze vor die Nase. Janne hat eigenständig Lösungen gefunden nicht in die Leine zu brettern und dann immer wieder den Zug als Strafe zu bekommen. Sie behilft sich damit indem sie wiederholtes Reiben ihres Kopfes zwischen meinen Beinen betreibt. Ennah würde gerne hetzen, wird aber auch durch die Leine begrenzt. Sie hat aber gelernt, das sie sich durch Umwenden zu mir etwas helfen kann. Ich bestärke dies durch Leckerchengabe. Achtung in diesem Fall wird kein Verhalten verstärkt. Ich helfe ihnen lediglich durch die angespannte Situation. Janne zeigt auch Leine beißen ähnlich unserem Finger Nagel Kauen bei Stress. Man sieht förmlich ihren Konflikt und wie sie versuchen damit klar zu kommen. Hier formen Grundstimmung, Genetik und die Umwelt das Verhalten meiner Hunde. Ich versuche der Fels in der Brandung zu sein. Mehr als managen kann man hier gerade nicht tun. Sie für Stress und Aufregung zu strafen käme mir nie in den Sinn. Eine schnelle Lösung wäre die Straße zu meiden oder es eben zu managen. Langfristig würde ich hier alternativ Suchspiele machen oder mit meinen Hunden trailen. Also die Straße für sie in eine andere Emotion als Stress zu definieren. Ist aber bei immer wieder zufällig auftauchenden Triggern schwer.





In diesem Video sieht man schön, dass Hunde ihre Strategien haben Frust zu umgehen, die auch in unser Leben passen. Noch ein letzter Glaubenssatz: 'man soll kein Spielzeug zur freien Verfügung stellen. Dann kann der Hund ja bestimmen, wann er spielt'. Wofür braucht der Hund Spielzeug, ja genau: um sich in eine andere Emotion zu bringen bei Stress. So oft nehmen meine Hunde Spielzeug, tragen es, kauen darauf oder nuckeln sogar daran. Das tut ihnen gut und gibt ihnen Selbstwirksamkeit bei Stress. Entspannung und Ruhe ist auch ein Bedürfnis, dass Hunde durchaus selbst befriedigen können und müssen.


Das alles heißt natürlich nicht, dass ein Mensch im Zusammenleben mit Hunden seine eigenen Bedürfnisse zurückstellen soll. Es gibt immer Möglichkeiten, dass ich meine Bedürfnisse befriedige, ohne das meine Hunde große Nachteile haben. Auch sie können von sich aus schon Impulse kontrollieren und Frust ertragen, wenn sie sicher sein können, dass sie grundsätzlich in viele Situationen ihre Bedürfnisse befriedigen dürfen.

Wir müssen ihnen nur verständlich und partnerschaftlich erklären können, dass ihre Erwartungshaltung gerade die falsche ist.

Wenn ich zum Beispiel nach langem Schreiben aufstehe, dann die Tasse wegbringe und auf Toilette gehe und die Zeit für Gassi könnte anstehen, kennen meine Hund diese Aktionen und glauben es geht raus. Da ich das weiß und wenn ich dann noch ein wenig länger schreiben will, stehe ich auf, meine Hunde schauen in freudiger Erwartung auch auf, dann sage ich ihnen direkt den Satz: 'ihr bleibt hier'. Diesen kennen und verstehen sie. Sie laufen mir aber nicht die 10 Minuten in freudiger Erwartung hinterher um dann später noch frustrierter zu sein, wenn ich mich wieder hin setze. Allein dies hilft ihnen über viele kleine Frustmomente, die zum Leben aller Säugetiere gehören.

Denn Hund und Mensch leben hier in ausserartlicher Gemeinschaft. Da ist es schon mal Pflicht, das das Lebewesen mit dem größeren Gehirn dieses auch nutzt. im Sinne eines wohlwollenden Führens. Es ist unsere eigene Schuld, wenn Hunde reaktiv werden. Es gibt keinen Grund dies mit Glaubenssätzen auf Hunde zu schieben. Hunde haben manchmal echt Pech, dass sie mit uns so geduldig und gefügig sind. Kein Mensch würde sich anmaßen, diese Glaubenssätze und Trainingsansätze an Tigern anzuwenden. Selbst mit Katzen macht man das nicht. Ich bin traurig und hoffe sehr etwas bewirken zu können im Sinne der Hunde. Das treibt mich an und hilft so einigen Mist zu ertragen.





Ich habe mich bemüht, diesen Text frei von eigenen Glaubenssätzen zu halten und im Sinne der Hunde ohne Rücksicht auf mein eigenes Ego zu schreiben. Sämtliche Kenntnisse basieren auf wissenschaftlichen Fakten und Studien. Denn ich habe gelernt an allem zu zweifeln, sei es auch der Satz 2mal 2 ist vier. Dies schrieb mein Vater einmal in mein Poesiealbum und er hat so Recht. Selbst eigene Texte, die man einmal geschrieben hat, kann man anzweifeln. Gerade Hunde werden noch nicht so lange erforscht, wie man glauben mag. Eigentlich traurig, da sie ja schon so lange bei uns leben.

Lasst uns gemeinsam dazu beitragen, dass das Leben mit Hunden nicht mehr so auf das Negative gelenkt wird, sondern lasst uns lieber einfach das Miteinander mit Hunden wieder einfach geschehen lassen, die positiven Seiten sehen und mit Verstand und Wissen den Hunden gerecht werden. Glaube ist Religion und da sollte er auch bleiben!

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